Diagnostik Molekulargenetik Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen
Bindegewebs- und Gefäßerkrankungen
Bindegewebserkrankungen stellen ein heterogenes Krankheitsbild dar. Betroffene Organsysteme sind unter anderem Herz, Blutgefäße, Haut, Gelenke, Knochen, Augen und Lungen. Die einzelnen Kompartimente können isoliert betroffen sein oder in Kombination.
Marfan-Sydrom (MFS)
FBN1
Das Marfan-Syndrom (MFS) stellt eine Erkrankung des Bindegewebes dar mit einem hohen Grad an klinischer Variabilität, welche von einem leichten Phänotyp bis hin zu einer schweren und rasch fortschreitenden neonatalen Multiorganerkrankung reichen kann. Betroffen sind vorrangig das Augen-, Skelett- und kardiovaskuläre System. Zu den okulären Befunden gehören Myopie, Ectopia lentis (Linsenluxation), welche bei etwa 60% der Betroffenen auftritt, und ein erhöhtes Risiko für Netzhautablösung, Glaukom und frühem Grauen Star. Zu den Manifestationen des Skelettsystems gehören Knochenwachstum und Gelenklaxheit, unverhältnismäßig lange Extremitäten im Verhältnis zur Größe des Rumpfes, ein Überwuchs der Rippen, der das Brustbein nach innen (Pectus excavatum) oder nach außen (Pectus carinatum) drücken kann, und eine Skoliose, die von leicht bis schwer und progressiv verlaufen kann. Zusätzlich fallen eine Arachnodaktylie (Spinnenfingrigkeit) mit einem positiven Daumen- und Handgelenkszeichen auf. Die Hauptmorbidität und frühe Mortalität beim Marfan-Syndrom beziehen sich auf die Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems. Patienten mit MFS haben ein sehr hohes Risiko für eine Dilatation der Aorta (Aortenaneurysma) mit dem Risiko einer Dissektion oder einer Aortenruptur auf, sowie einen Mitralklappenprolaps mit oder ohne Regurgitation, einen Trikuspidalklappenprolaps und die Vergrößerung der proximalen Lungenarterie. Eine schwere Regurgitation der Mitral- und/oder Aortenklappe, welche bereits über einen längeren Zeitraum besteht, kann zu einer linksventrikulären Dysfunktion und gelegentlich zum Herzversagen führen. Bei richtiger Behandlung entspricht die Lebenserwartung einer Person mit MFS in etwa der Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung.
Revidierten Ghent-Kriterien zur Diagnose eines Marfan-Syndroms:
- Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2) oder Aortenwurzeldissektion und Ectopia lentis
- Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2) oder Aortenwurzeldissektion und FBN1-Mutation
- Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2) oder Aortenwurzeldissektion und systemischer Score ≥ 7
- Ectopia lentis und FBN1-Mutation, die mit Aortenwurzeldilatation/-dissektion assoziiert ist
- Ectopia lentis und positive Familienanamnese für MFS
- Systemischer Score ≥ 7 und positive Familienanamnese für MFS
- Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2 über 20 Jahre, Z ≥ 3 unter 20 Jahre) oder Aortenwurzeldissektion und positive Familienanamnese für MFS
Systemischer Score:
- Handgelenks- und Daumenzeichen positiv 3 Punkte
- Handgelenks- oder Daumenzeichen positiv 1 Punkt
- Kielbrust (Pectus carinatum) 2 Punkte
- Trichterbrust (Pectus excavatus) 1 Punkt
- Knickfuß (Pes valgus) 2 Punkte
- Plattfuß (Pes planus) 1 Punkt
- Pneumothorax 2 Punkte
- Duraektasie 2 Punkte
- Vorverlagerung der Hüftpfanne 2 Punkte
- Verhältnis von Oberlänge/Unterlänge < 0,85 und 1 Punkt
- Armspanne/Körperlänge > 1,05 ohne schwere Skoliose
- Skoliose oder thorakolumbale Kyphose 1 Punkt
- Streckdefizit der Ellenbogen (≤ 170°) 1 Punkt
- Faziale Merkmale (mind. 3): 1 Punkt
- Dolichocephalus (langer, schmaler Schädel)
- Enophthalmus
- Abfallende Lidachsenstellung
- Unterkieferhypoplasie
- Retragnathie
- Dehnungsstreifen 1 Punkt
- Myopie (> 3 dpt) 1 Punkt
- Mitralklappenprolaps 1 Punkt
Nach aktueller Nomenklatur können weitere Krankheitsbilder, die dem MFS nahe verwandt sein, abgegrenzt werden. Das Ectopia-Lentis-Syndrom umfasst Patienten, die eine Linsenluxation, aber keine Aortendilatation oder -dissektion sowie keine FBN1-Mutation zeigen. Patienten mit einer Kombination aus Myopie, Mitralklappenprolaps, milder nicht progressiver Aortenwurzeldilatation, Sklelettfehlbildungen und Striae werden unter dem Begriff MASS zusammengefasst. Patienten, die einen Mitralklappenprolaps, eine milde Aortendilatation und einen systemischen Score > 5 ohne Linsenluxation haben, erhalten die Diagnose Mitralklappenprolapssyndrom.
Loeys-Dietz-Syndrom (LDS)
SMAD2, SMAD3, TGFB2, TGFB3, TGFBR1, TGFBR2
Das Loeys-Dietz-Syndrom (LDS) ist gekennzeichnet durch vaskuläre Auffälligkeiten wie zerebrale, thorakale und abdominale arterielle Aneurysmen und/oder Dissektionen, skelettale Fehlbildungen wie Pectus excavatum oder Pectus carinatum, Skoliose, Gelenklaxheit, Arachnodaktylie, Talipes equinovarus, Halswirbelsäulenfehlbildung und/oder -instabilität, sowie kraniofazialen Auffälligkeiten wie einem Hypertelorismus, Strabismus, einer gespaltenen Uvula, Gaumenspalte und Kraniosynostose, und Auffälligkeiten der Haut, wie samtige und durchscheinende Haut, Neigung zu Blutergüssen und dystrophische Narbenbildung. Personen mit LDS haben ein erhöhtes Risiko für weitreichende und aggressive arterielle Aneurysmen sowie schwangerschaftsbedingte Komplikationen, die eine Gebärmutterruptur und sogar den Tod umfassen können. Zusätzlich weisen Betroffene mit LDS eine Prädisposition für allergische/entzündliche Erkrankungen wie Asthma, Ekzeme und Reaktionen auf Nahrungsmittel oder Umweltallergene auf. Des weiteren wird eine erhöhte Inzidenz gastrointestinaler Entzündungen wie eosinophile Ösophagitis und Gastritis oder entzündliche Darmerkrankungen beobachtet. Die klinische Ausprägung der Symptome gestaltet sich bei den Betroffenen sehr variabel und kann sogar innerhalb der Familie deutliche Unterschiede aufweisen.
Shprintzen-Goldberg-Syndrom (SGS)
SKI
Das Shprintzen-Goldberg-Syndrom (SGS) ist gekennzeichnet durch verzögerte motorische und kognitive Meilensteine, die eine milde bis mäßige intellektuelle Entwicklungsstörung umfassen, sowie einer Kraniosynostose der koronalen, sagittalen oder lambdoiden Nähte und charakteristischen kraniofaziale Merkmalen, wie Dolichocephalie, einer prominenten Stirn, Hypertelorismus, tiefansetzenden Ohren, einer Mikro- und Retrognathie und einer okulären Proptosis. Des weiteren bestehen muskuloskelettale Auffälligkeiten wie lange Extremitäten, eine Trichter- oder Kielbrust, eine Skoliose, eine Gelenkhypermobilität oder Kontrakturen sowie Plattfüße und Fußfehlstellung und Wirbelsäulenfehlbildungen im Bereich von C1 und C2. Zu den kardiovaskulären Anomalien können Mitralklappenprolaps, Vorhofseptumdefekt und Aortenwurzeldilatation gehören. Minimales subkutanes Fett, Bauchdeckendefekte und Myopie sind ebenfalls charakteristische Merkmale für das Shprintzen-Goldberg-Syndrom.
Familiäre thorakale Aortenaneurysmen/-dissektionen
Paneluntersuchung für TAAD
Ein thorakales Aortenaneurysma (TAAD) ist eine dauerhafte, lokalisierte Erweiterung der thorakalen Aorta. Thorakale Aortenaneurysmen können verschiedene thorakale Aortensegmente betreffen. Im Laufe der Zeit kann sich ein thorakales Aortenaneurysma asymptomatisch ausweiten. Wenn die Aortenwand schwächer wird und die Intimaschicht an der Verbindungsstelle am Abgang der Herzkranzgefäße akut einreißt, kommt es zu einer Stanford Typ A Dissektion. Dabei tritt das Blut durch einen Riss in der Innenwand der aufsteigenden Aorta aus und trennt die Schichten der medialen Schicht auf, wodurch ein falsches Lumen entsteht. Fließt dieses in Richtung des Blutflusses kommt es zu einer anterograde Dissektion, fließt es zur Wurzel zurück kommt es zu einer retrograden Dissektion. Ein thorakales Aortenaneurysma kann im Rahmen eines Syndroms (z.B. Marfan-Syndrom, Loeys-Dietz-Syndrom, Ehlers-Danlos Syndrom vom vaskulären Typ) vorkommen oder isoliert. Bis zu 20 % der Patienten mit einem TAAD haben kein Syndrom, aber eine positive Familiengeschichte für TAAD.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom vaskulären Typ (EDS Typ IV)
COL3A1
Das Ehlers-Danlos-Syndrom vom vaskulären Typ (Typ IV) ist gekennzeichnet durch vaskuläre Rupturen von großen Gefäßen, sowie Darmperforationen oder Rupturen der Gebärmutter. Zusätzlich fallen eine dünne und durchscheinende Haut, ein charakteristisches Aussehen mit einem dünnen Lippenrot, Mikrognathie, schmaler Nase und prominenten Augen, sowie ein gealtertes Aussehen an den Extremitäten, insbesondere an den Händen, und die leichte Entstehung von Blutergüssen auf. Eine vaskuläre Dissektion oder Ruptur sowie eine gastrointestinale Perforation oder Organruptur sind häufig die ersten Anzeichen eines EDS Typ IV bei den meisten Erwachsenen. Einer arteriellen Ruptur können ein Aneurysma, arteriovenöse Fisteln oder eine Dissektion vorausgehen, sie kann jedoch auch spontan auftreten. Im Neugeborenenalter können sich ein Klumpfuß, eine Hüftluxation, oder Fehlbildungen von Gliedmaßen und/oder Amnionbänder zeigen.
Hauptkriterien für ein EDS Typ IV:
- Arterielle Aneurysmen, Dissektion oder Ruptur
- Darmperforation
- Uterusruptur während der Schwangerschaft
- Positive Familiengeschichte für EDS Typ IV
Nebenkriterien:
- Dünne und durchscheinende Haut, insbesondere an der Brust und Bauch
- Charakteristisches Aussehen (dünnes Lippenrot, Mikrognathie, schmale Nase, prominente Augen)
- Akrogerie (eine gealterte Erscheinung an den Extremitäten, insbesondere an den Händen)
- Fistelbildung des Sinus Cavernosus mit A. Carotis
- Hypermobilität kleiner Gelenke
- Sehnen-/Muskelrupturen
- Krampfadern
- Pneumothorax/Hämopneumothorax
- spontane Blutergüsse
- Chronische Gelenksubluxationen/-verschiebungen
- Angeborene Hüftdislokation
- Klumpfuß
Ehlers-Danlos-Syndrom vom klassischen Typ (EDS Typ I)
COL1A1, COL5A1, COL5A2
Das Ehlers-Danlos-Syndrom vom klassischen Typ ist eine Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch eine Hautüberdehnbarkeit, atrophische Narbenbildung und generalisierte Gelenkhypermobilität. Die Haut ist weich, dehnt sich leicht aus und schnappt nach dem Loslassen wieder ein. Zusätzlich ist die Haut brüchig, was sich durch eine Spaltung der Dermis nach einem relativ kleinen Trauma äußert, insbesondere an Druckpunkten (Knie, Ellenbogen) und an Bereichen, die zu Traumata neigen (Schienbeine, Stirn, Kinn). Die Wundheilung ist schlecht. Nach erfolgreicher primärer Wundheilung ist eine Dehnung der Narben charakteristisch. Des weiteren besteht eine Hypermobilität der Gelenke, die in Dislokationen von Schulter, Patella, Finger, Hüfte, Speiche und Schlüsselbein resultieren kann. In der Regel remittieren die Dislokationen spontan oder sind von den Betroffenen leicht zu bewältigen. Weitere Merkmale sind eine muskuläre Hypotonie mit verzögerter motorischer Entwicklung, Müdigkeit und Muskelkrämpfe sowie spontane Blutergüsse.
Hauptkriterien für ein EDS Typ I:
- Überdehnbarkeit der Haut
- Atrophische Narbenbildung
- Generalisierte Hypermobilität der Gelenke (Beighton Score 5)
Beighton-Score:
Negativ | Unilateral | Bilateral | |
Passive Dorsalflexion des 5. Fingers > 90° | 0 | 1 | 2 |
Passive Flexion des Daumens zum Unterarm | 0 | 1 | 2 |
Überstreckung der Ellenbogen über 10° hinaus | 0 | 1 | 2 |
Überstreckung der Knie über 10° hinaus | 0 | 1 | 2 |
Beugung des Rumpfes nach vorn bei vollständig gestreckten Knien und auf dem Boden ruhenden Handflächen | 0 | 1 | 2 |
Nebenkriterien
- Spontane Blutergüsse
- Weiche und teigige Haut
- Fragilität der Haut (oder traumatische Spaltung)
- Molluscoid-Pseudotumore: fleischige, aufgehäufte Läsionen in Verbindung mit Narben an Druckpunkten wie Ellenbogen und Knien
- Subkutane Sphäroide: kleine kugelförmige harte Körper, häufig beweglich und an Unterarmen und Schienbeinen tastbar. Sphäroide können verkalken und dadurch radiologisch nachweisbar sein.
- Hernie
- Familiengeschichte eines Verwandten ersten Grades, der die klinischen Kriterien erfüllt
- Komplikationen der Hypermobilität der Gelenke (z.B. Verstauchungen, Dislokationen/Subluxationen, Schmerzen, Plattfuß)
- Familiengeschichte eines Verwandten ersten Grades, der die klinischen Kriterien erfüllt
Das EDS Typ I sollte bei Personen mit den beiden folgenden Symptomen vermutet werden:
- Hauptkriterien: Hautüberdehnbarkeit und atrophische Narbenbildung
- Hauptkriterium: Generalisierte Gelenkhypermobilität und/oder ≥3 Nebenkriterien
Ehlers-Danlos-Syndrom vom hypermobilen Typ (EDS Typ III)
Kein Gen bekannt
Das Ehlers-Danlos-Syndrom vom hypermobilen Typ (EDS Typ III) gilt allgemein als die am wenigsten schwere Form des EDS, obwohl signifikante Komplikationen, vor allem im Bereich des Bewegungsapparates auftreten können. Die Haut ist oft weich und kann leicht überdehnbar sein. Subluxationen und Dislokationen sind häufig und können spontan oder mit minimalem Trauma auftreten und akut schmerzhaft sein. Degenerative Gelenkerkrankungen sind häufig. Chronische Schmerzen, die sich von den mit akuten Verrenkungen verbundenen Schmerzen unterscheiden, sind eine ernste Komplikation der Erkrankung und können sowohl physisch als auch psychisch beeinträchtigend sein. Spontane Blutergüsse, funktionelle Darmstörungen und kardiovaskuläre autonome Dysfunktionen können ebenfalls auftreten. Eine psychologische sowie psychosoziale Beeinträchtigung, sowie emotionale Probleme werden ebenso häufig beobachtet. Eine klinische Diagnose kann bei einem Beighton-Score >5 gestellt werden.
Beighton-Score:
Negativ | Unilateral | Bilateral | |
Passive Dorsalflexion des 5. Fingers > 90° | 0 | 1 | 2 |
Passive Flexion des Daumens zum Unterarm | 0 | 1 | 2 |
Überstreckung der Ellenbogen über 10° hinaus | 0 | 1 | 2 |
Überstreckung der Knie über 10° hinaus | 0 | 1 | 2 |
Beugung des Rumpfes nach vorn bei vollständig gestreckten Knien und auf dem Boden ruhenden Handflächen | 0 | 1 | 2 |
Ehlers-Danlos-Syndrom vom kyphoskoliotischen Typ
PLOD1
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom kyphoskoliotischen Typ handelt es sich um eine seltene autosomal-rezessive Bindegewebserkrankung, die durch eine muskuläre Hypotonie, eine früh einsetzende Kyphoskoliose und generalisierte Gelenkhypermobilität in Verbindung mit Hautbrüchigkeit und Augenanomalien gekennzeichnet ist. Die Intelligenz ist normal. Die Lebensspanne kann normal sein. Jedoch besteht bei den Betroffenen ein Risiko für die Ruptur mittelgroßer Arterien. Bei Erwachsenen mit schwerer Kyphoskoliose besteht ein Risiko für Komplikationen durch eine restriktive Lungenerkrankung, rezidivierende Lungenentzündungen und Herzversagen. Das EDS vom kyphoskoliotischen Typ wird durch eine mangelnde Aktivität des Enzyms Prokollagen-Lysin, 2-Oxoglutarat 5-Dioxygenase 1 verursacht. Die Diagnose kann durch den Nachweis eines erhöhten Verhältnisses von Deoxypyridinolin- zu Pyridinolin-Vernetzungen im Urin, gemessen durch HPLC, die Bestimmung der Enzymaktivität der Lysylhydroxylase in Hautfibroblasten oder eine molekulargenetische Untersuchung des PLOD1-Gens gestellt werden.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom kyphoskoliotischen Typ mit Myopathie und Schwerhörigkeit
FKBP14
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom kyphoskoliotischen Typ mit Myopathie und Schwerhörigkeit handelt es sich um eine seltene autosomal rezessive Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch eine angeborene Hüftluxation, sowie einer Überdehnbarkeit der Haut, atrophische Narbenbildung, Hämatomneigung sowie einer kongenitalen muskulären Hypotonie, einer Muskelatrophie und einer angeborenen Schwerhörigkeit.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom dermatosparaxischen Typ
ADAMTS2
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom dermatosparaxischen Typ handelt es sich um eine sehr seltene autosomal-rezessive Bindegewebserkrankung, die durch eine Überdehnbarkeit der Haut, eine generalisierte Gelenkhypermobilität in Verbindung mit extremer Hautbrüchigkeit, atrophische Narbenbildung, kraniofazialen Auffälligkeiten und postnataler Wachstumsretardierung gekennzeichnet ist. Das EDS vom dermatosparaxischen Typ wird durch eine mangelnde Aktivität des Enzyms Procollagen I N-Proteinase (ADAMTS2) verursacht und durch molekulargenetische Untersuchungen von ADAMTS2 oder einer biochemischen Analyse von Procollagen Typ I, das aus der Dermis oder in Fibroblastenkulturen extrahiert wird, diagnostiziert.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom Anthrochalasie Typ
Exon 6 von COL1A1 und COL1A2
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom Anthrochalasie Typ handelt es sich um eine seltene autosomal dominant Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch eine angeborene Hüftluxation, sowie einer Überdehnbarkeit der Haut, atrophische Narbenbildung, Hämatomneigung und muskulärer Hypotonie. Pathogene Varianten treten im Exon 6 von COL1A1 und COL1A2 auf und verursachen eine gestörte Spaltung des aminoterminalen Propeptids der entsprechenden Typ-1-Prokollagenmoleküle.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom kardio-vaskulären Typ
COL1A2
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom kardio-vaskulären Typ handelt es sich um eine autosomal rezessive Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch schwere kardio-vaskuläre Probleme und eine Überdehnbarkeit der Haut, atrophische Narbenbildung, Hämatomneigung und Hypermobilität der Gelenke.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom parodontalen Typ
C1R, C1S
Bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom vom parodontalen Typ handelt es sich um eine seltene autosomal dominante Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch eine Überdehnbarkeit der Haut, atrophische Narbenbildung, Hämatomneigung und Hypermobilität der Gelenke sowie Hautverfärbungen, insbesondere an den Schienbeinen, sowie einer schweren Parodontitis, die bereits im Kindes- und Jugendalter beginnt und zum Verlust der Zähne im jungen Erwachsenenalter führt.
Ehlers-Danlos-Syndrom vom spondylodysplastischen Typ
B4GALT7, B3GALT6, SLC39A13
Das Ehlers-Danlos-Syndrom vom spondylodysplastischen Typ ist gekennzeichnet durch Kleinwuchs, unterschiedliche Grade von Muskelhypotonie und einer Beugung der Gliedmaßen. Weitere Merkmale sind ein frühes Altern mit faltigen Gesichtszügen, signifikantes Wachstumsversagen, feines/lockiges Haar, Parodontitis, beidseitiger Kryptorchismus, in manchen Fällen intellektuelle Defizite. Des weiteren besteht eine Überdehnbarkeit der Haut, sowie eine weiche, teigige und dünne durchscheinende Haut.
Osteogenesis imperfecta
COL1A1, COL1A2
Die Osteogenesis imperfecta (OI) ist gekennzeichnet durch Frakturen bei minimalem oder fehlendem Trauma, Fehlentwicklung der Zahndentition (Dentinogenesis imperfecta) und im Erwachsenenalter durch Hörverlust. Die klinischen Merkmale der Osteogenesis imperfecta reichen von perinataler Letalität über Personen mit schweren Skelettdeformitäten, Mobilitätseinschränkungen und sehr kurzer Statur bis hin zu nahezu asymptomatischen Personen mit einer leichten Veranlagung zu Frakturen, normalem Gebiss, normaler Statur und normaler Lebensdauer. Frakturen können in jedem Knochen auftreten, am häufigsten treten sie jedoch in den Extremitäten auf. Die Dentinogenesis imperfecta ist durch graue oder braune Zähne gekennzeichnet, die durchscheinend erscheinen, sich abnutzen und leicht brechen können. Die Osteogenesis imperfecta wurde auf der Grundlage der klinischen Präsentation und der Röntgenbefunde in vier Typen aufgeteilt. Dieses Klassifikationssystem ist hilfreich, wenn es darum geht, Informationen über Prognose und Management für Betroffene zu liefern.
Die vier Osteogenesis imperfecta-Typen werden wie folgt bezeichnet:
- Klassische nicht-deformierende OI mit blauen Skleren (früher OI-Typ I)
- Perinatal tödliche OI (früher OI Typ II)
- Progressiv verformende OI (früher OI Typ III)
- Allgemeine, variable OI mit normalen Skleren (früher OI Typ IV)
Arterielles Tortuositätssyndrom
SLC2A10
Das arterielle Tortuositätssyndrom ist gekennzeichnet durch eine schwere und weit verbreitete arterielle Tortuosität der Aorta und mittelgroßer Arterien mit einem erhöhten Risiko für Aneurysmen und Dissektionen, sowie durch fokale und weit verbreitete Stenosen, die die Aorta und/oder Lungenarterien betreffen können. Des weiteren besteht ein erhöhtes Risiko für ischämische vaskuläre Ereignisse mit Beteiligung der zerebrovaskulären Zirkulation und der Baucharterien. Darüber hinaus können große Venen erweitert sein und es kann zu Klappeninsuffizienzen und zu einem Mitralklappenprolaps kommen. Zusätzlich besteht eine kraniofaziale Beteiligung mit einer charakteristischen Fazies und hohem Gaumen mit Zahndrängen, eine weiche Haut sowie andere Anzeichen einer generalisierten Bindegewebserkrankung einschließlich Skelettbefunde (Skoliose, Pectus excavatum/Karinatum, Gelenklaxheit, Knie-/Ellbogenkontrakturen, Arachnodaktylie, Camptodaktylie). Des weiteren können Leisten- und Bauchwandhernien, Schiebehiatushernien oder Zwerchfellhernien, sowie eine muskuläre Hypotonie und eine Augenbeteiligung mit Myopie und Keratokonus auftreten.
Stickler-Syndrom
COL2A1, COL11A1, COL11A2, COL9A1, COL9A2, COL9A3
Das Stickler-Syndrom ist eine Bindegewebserkrankung, die gekennzeichnet ist durch okuläre Befunde wie Myopie, Katarakt und Netzhautablösung, sowie durch einen Hörverlust, der sowohl konduktiv als auch sensorineural sein kann, und die Unterentwicklung des Mittelgesichts mit Gaumenspalte. Des weiteren kann eine leichte spondyloepiphysäre Dysplasie beobachtet werden sowie eine frühreife Arthritis. Eine variable phänotypische Ausprägung des Stickler-Syndroms tritt sowohl innerhalb als auch zwischen Familien auf; die interfamiliäre Variabilität erklärt sich zum Teil durch die Heterogenität von Locus und Allelen.
Achondrogenesie Typ II
COL2A1
Bei der Achondrogenesie Typ II handelt es sich um eine schwere Kollagenerkrankung. Pränatal können sich bereits eine kurze Statur, extrem kurze Gliedmaßen (Mikromelien), ein schmaler Brustkorb mit pulmonaler Hypoplasie, extraskelettale Merkmale (z.B. flaches Mittelgesicht, Pierre-Robin-Sequenz) und Ödeme zeigen. Zu den Röntgenbefunden gehören eine schlechte Verknöcherung des Achsenskeletts, fehlende oder verzögerte Verknöcherung der Wirbelkörper, fehlende Verknöcherung des Kreuzbeins und fehlende oder stark verzögerte Verknöcherung der Scham- und Sitzbeinknochen. Die Beckenknochen sind klein mit halbmondförmigen Innen- und Unterrändern. Der distale Oberschenkelknochen und die proximalen Tibiae zeigen eine verzögerte Verknöcherung, und die Rippen und Röhrenknochen sind kurz. Ein großer Teil der Säuglinge überlebt die Geburt nicht, stirbt kurz nach der Geburt aufgrund einer kardiorespiratorischen Insuffizienz oder wird zu früh entbunden. Des weiteren können Totgeburte auftreten.
Diagnostik
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